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AutorenbildRenate Straub

Die Osterwoche 1945: Ein Protokoll


Auch wenn das diesjährige Osterfest leider sehr vom Normalzustand abweicht, bleibt doch festzustellen: Es gab schon schlimmere. Auch wenn es uns die Befreiung der Nazi-Diktatur brachte. Hier das Protokoll der Osterwoche vor 75 Jahren:


Kardienstag – Gründonnerstag (29.3.): KEIN Luftalarm!

Karfreitag (30.3.45):

Am Karfreitag wieder ein Konzert: Die Räumlichkeiten konnten die vielen Menschen nicht fassen, denn 150 Personen waren mindestens anwesend. Natürlich wurden wir von den Jabos (Jagdbombern) schwer gestört. Aber trotz Bomben und Bordwaffen ließen sich die Künstler nicht aus der Ruhe bringen. Elfriede Haberkorn sang unbeirrt ihr ,Agnus Dei’. (Tagebucheintrag von Marianne Kiefer)

Das Konzert fand im Haus Solms in der Bismarckstraße statt.









Nacht Karfreitag auf Karsamstag (30. auf 31.3.45):

Französische Soldaten überqueren bei Speyer und Germersheim den Rhein.

Karsamstag (31.3.45):

Pioniere der Wehrmacht sprengen die Brücken im Osten der Stadt (auch die Autobahnbrücke Wolfartsweier). Die Bevölkerung hält sich wegen Luftalarms zwischen 6.30 Uhr – 19 Uhr weitgehend in den Kellern auf. Da und dort werden Flugblätter verteilt, in denen für den Fall der Besetzung der Stadt Anleitungen für Werwolf-Aktivitäten gegeben werden..

Ostersonntag (1.4.45):

Von Karlsruhe aus fahren die letzten Züge nach Pforzheim und Eppingen. Zahlreiche Karlsruher versuchen noch, sich irgendwo auf dem Land in Sicherheit zu bringen.

Erneut gibt es einen vielstündigen Alarm, aber es fallen keine Bomben. Dennoch erschüttern zahlreiche heftige Detonationen die Luft. Sie werden einerseits durch Artillerieeinschläge verursacht, andererseits durch die systematische Sprengung fast aller bis dahin noch intakten Eisenbahn- und Flussbrücken. Um Sprengmaterial zu sparen, werden für die Sprengungen weitgehend Bomben-Blindgänger verwendet, die man geborgen und zu den Brücken geschafft hat.

Außerdem schließen Volkssturmeinheiten zusammen mit russischen Kriegsgefangenen die Lücken in den Barrikaden an den Radialen (Fächerstraßen) beim Schlossplatz sowie an allen wichtigen Zugängen zur Innenstadt. Willi Weingartner von einer Rüppurer Volkssturmgruppe erinnert sich:

Da waren vorher bereits Straßenbahnwagen herangeschoben worden, und wir mussten die Lücken mit Steinen auffüllen, die in den Trümmern der zerstörten Häuser massenhaft herumlagen.

Auch der Kaplan von St. Stephan erinnert sich:

Ostern war ein eigenartiger Tag. Aus den Trümmern heraus wuchsen bei strahlendem Frühlingswetter Forsythien, allem Schweren zum Trotz und in reicher Fülle blühend. In Sonntagskleidern kamen die Menschen zum Gottesdienst, der seit der Zerstörung unserer Kirche im Kindergarten an der Adlerstraße stattfand. Jedermann hatte das Gefühl: Die Welt kann nicht untergehen!


Ostermontag (2.445.):

Französische Soldaten überqueren bei Leimersheim den Rhein.

Um 18 Uhr findet noch einmal ein Konzert im Haus Solms statt.

Osterdienstag (3.4.45):

Schwerster Artillerieangriff des ganzen Krieges: Granaten fliegen über Knielingen hinweg in die Karlsruher Innenstadt. Die Straßenbahn stellt den Betrieb endgültig ein. Die Karlsruher verbringen den Tag weitgehend in den Kellern.

Am späten Nachmittag wird Neureut besetzt, am Abend Knielingen.


Ostermittwoch (4.4.45):

Karlsruhe wird von französischen Soldaten besetzt: der Krieg ist damit für die Stadt zu Ende.


7.7.45:

Die Amerikaner übernehmen von den Franzosen Karlsruhe. Die Grenze zwischen der amerikanischen und französischen Besatzungszone bildete die A 8. Alle Landkreise, durch die die A 8 verlief, wurden der amerikanischen Zone zugeschlagen. Warum?


o Die Amerikaner wollten eine durchgehende Autobahnverbindung auf ihrem eigenen Besatzungsgebiet vom Flughafen Frankfurt nach Bayern (München).


o Die Amerikaner wollten die A 8 als Not-Start-und-Landebahn nutzen, falls der Flughafen Frankfurt durch Sabotage (Wehrwolfaktion) nicht mehr nutzbar gewesen wäre.


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Lösung der Frage von gestern: Die zweite Fastenzeit war die adventliche Fastenzeit vor Weihnachten. Vor einem besonderen Ereignis (Geburt und Tod Christi) sollten sich die Menschen auf das Wesentliche konzentrieren und auf das kommende Ereignis vorbereiten.

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