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AutorenbildRenate Straub

Die Unterführung ins Nirgendwo


Bevor anlässlich der Bundesgartenschau 1967 Stadtgarten und Tiergarten vereint und die Karl-Birkmann-Brücke über den neuen Zoologischen Stadtgarten gebaut wurde (siehe gestriger Beitrag), waren die zwei Parkteile durch eine Straße, den Tiergartenweg, voneinander getrennt. Um nun von einem Parkteil in den anderen zu gelangen, gab es zwei Möglichkeiten: Eine Brücke und eine Unterführung.

oberer Kreis: Unterführung, unterer Kreis: Brücke


Brücke über den Tiergartenweg nach 1914


Die Brücke wurde im Zuge des Baus der Karl-Birkmann-Brücke abgerissen, aber die Reste der ehemaligen Unterführung kann man heute noch im Japanischen Garten aufspüren!


Blick von Süd nach Nord auf die Unterführung

Blick von Nord nach Süd; im Hintergrund ist der Beginn der heutigen Brücke über den Stadtgarten zu sehen.

Ganz am südlichen Ende des Japanischen Gartens führt eine steile Treppe zu einem unterirdischen Abstellraum. Selbst wenn sich ein Besucher mal dorthin verirren sollte, wird er dem muffigen Geruch möglichst schnell entfliehen wollen und kaum realisieren, dass es sich hier um eine ehemalige Unterführung handelt.


Nach der Bahnhofsverlegung 1913 (von der Kriegsstraße an den heutigen Standort) wurde ehemaliges Gleisgelände dem Stadtgarten zugeschlagen und dieser um den Rosengarten, den Japanischen Garten, die Wolff- und die Kaller-Anlage zu erweitert.


Um nun dem Besucher einen Rundweg zu ermöglichen, entstand zusätzlich zur bereits vorhandenen Brücke eine Unterführung.

Nördlicher Zugang zur ehemaligen Unterführung

vom Japanischen Garten aus.

Statt der Unterführung gibt es hier heute nur noch einen Abstellraum.


Die Unterführung war elektrisch beleuchtet und mit Dioramen ausgeschmückt. Die Wände zierten Gemälde des Hofmalers Albert Wolf von einem Tal bei Todtmoos, einem "reizenden, malerischen Ausschnitt aus dem schönen, badischen Schwarzwald." Das korrespondierte gut mit dem Schwarzwaldhaus am Fuß des Lauterbergs (heute steht dort nach der Kriegszerstörung das Milchhäusel) sowie mit den Felsen auf der Spitze des Lauterberges und dem "Wasserfall" an dessen Südseite zum neuen Bahnhof hin (heute neue Luchsanlage).

Warum lies man damals im Stadtgarten eine Schwarzwaldkulisse entstehen?

Ende des 19. Jahrhunderts erfreuten sich Gebirgsszenarien größter Beliebtheit. Denn im Zuge des zunehmenden Tourismus fuhren immer mehr Städter in die Sommerfrische ins Gebirge (Alpen und Mittelgebirge). Das Sujet "Gebirge" war also positiv besetzt. Bei der Ausgestaltung entsprechender Szenerien in den Parks gab es aber regionale Unterschiede, da man sich immer auf die nächstgelegenen Urlaubslandschaften bezog: Der Berliner Viktoria-Park auf dem Kreuzberg orientierte sich am Riesengebirge, die Erweiterung des Wiener Türkenschanzparks an alpine Motive, und der Stadtgarten eben am Schwarzwald.


Seit dem Umbau anlässlich der Bundesgartenschau ist nur noch der nördliche Zugang der Unterführung vorhanden, der südliche hingegen zugeschüttet. Damit der so entstandene Abstellraum nicht zu feucht wird, gibt es in der Decke eine kleine Belüftungsöffnung, so dass in der ehemaligen Unterführung etwas Luft zirkulieren kann.


-------------------------------------------------------------------------------------------------------------Lösung von gestern: Der Turm wurde Klotzer genannt. Ein Wortspiel aus Glotzer und (Günther) Klotz, dem damaligen Karlsruher Oberbürgermeister.




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