Jetzt kommen wir zum Showdown, zur Götterdämmerung!
Nach einer Liebesnacht bricht Siegfried auf zu neuen Taten. (Warum eigentlich? Wäre er doch lieber in den Armen seiner Geliebten geblieben, hätte viel Ärger und viele Tote erspart). Vorher schwören sich aber Brünnhilde und Siegfried noch ewige Treue und tauschen Pfänder ihrer Liebe aus: Brünnhilde erhält von Siegfried den Ring!
1. Akt:
Siegfried macht nun eine Bootspartie auf dem Rhein und erreicht so den Hof der Gibichungen. Dort regiert Guther, seine Schwester ist Gutrune (auch unter dem Namen Kriemhild bekannt).
Gutrune/Kriemhild
Außerdem lebt dort noch ein Halbbruder von den beiden: Hagen, der uneheliche Sohn Alberichs.
Alberich hat Hagen gebrieft:
Ich – und du! Wir erben die Welt.
Den goldnen Ring, den Reif gilt’s zu erringen!
Dich Zaglosen zeugt’ ich mir ja,
zu zähem Haß erzog ich doch Hagen:
der soll mich nun rächen, den Ring gewinnen.
Hagen hat eine schlaue Idee: Siegfried soll ihm den Ring besorgen! Er manipuliert Siegfried mit einem Zaubertrank, so dass dieser seine geliebte Brünnhilde, der er doch eben noch ewige Treue schwur, vergisst und sich stattdessen in Gutrune verliebt. Siegfried und Gutrune werden also ein Paar. Gunther hingegen möchte Brünnhilde, den Ring und das Gold. Da er aber nicht der super Held ist, ist es klar, dass er nicht durch den Feuerring zu Brünnhilde durchdringen kann.
Die schlafende Brünnhilde
Also soll das Siegfried für ihn erledingen. Mit Hilfe des Tarnhelms nimmt Siegfried Guthers Gestalt an und erobert Brünnhilde und den Ring für Gunther. In der Nacht, die Siegfried und Brünhilde gemeinsam verbringen, legt er aber, um nicht der Versuchung zu erliegen, ein zweischneidiges Schwert zwischen sie, weil Siegfried ja nur in Guthers Auftrag unterwegs ist. Am nächsten Morgen "beamt" sich Siegfried mit Hilfe des Tarnhelms an den Hof der Gibichungen zurück, während der echte Gunther am Fuß des Felsens auf Brünnhilde wartet, um mit ihr ebenfalls an den Hof der Gibichungen zurückzukehren. Das heißt alle Protagonisten treffen dort jetzt zusammen und damit kommt, was kommen muss: Das große Hauen und Stechen!
2. Akt + 3. Akt
Ich fasse das mal etwas zusammen: Brünnhilde ist sauer, weil ihr geliebter Siegfried nichts mehr von ihr wissen will. Und überhaupt, warum trägt er eigentlich den Ring am Finger, den ihr doch Gunther abgenommen hat? Verrat! Siegfried soll dafür sterben! Hagen bietet sich "ganz selbstlos" als Helfer an und ermordet Siegfried. Hagen ist jetzt endlich am Ziel: Der Ring ist seiner! Aber er hat die Rechung ohne Gunther gemacht, der möchte, dass seine Schwester Gutrune als Siegfrieds Wittwe den Ring erbt. Hagen und Gunther kämpfen um den Ring und das endet für Guther leider tödlich. Aber die Erbstreitigkeiten sind noch nicht beendet: Denn jetzt erhebt Brünnhilde einen Anspruch auf den Ring, denn schließlich war ja sie Siegfrieds erste Frau! Allerdings hat sie ein hehernes Motiv: Sie will den Fluch, der auf dem Ring liegt, durch ihren eigenen Tod brechen!
Und jetzt folgt der Weltenbrand: Siegfrieds Leiche wird auf einem Scheiterhaufen am Rheinufer verbrannt. Brünnhilde begeht Suizid, indem sie sich auf den brennenden Scheiterhaufen wirft. Das Feuer greift auf Walhalla, die Götterburg, über. Das Ende der bisherigen Weltordung ist gekommen! Jetzt tritt auch noch der Rhein über die Ufer, so dass die Rheintöchter sich den Ring aus Brünnhildes Hand zurück holen können. Hagen versucht ihnen zwar zuvor zu kommen, wird aber von den Rheintöchtern in die Tiefe gezogen und ertrinkt. So gelangt das vom Fluch gereinigte Gold wieder an seinen natürlichen Ort zurück, nämlich in den Rhein, und bei Wagner erklingt das Erlösermotiv...
Soweit zu Wagner und dem Moningerhaus. Aber der geneigte Betrachter wird vor Ort gemerkt haben, dass es noch mehr Protagonisten an der Fassade gibt, die im Ring des Nibelungen keine Rolle haben. Denn manche Skulpturen gehen auf andere Sagen zurück, z.B. auf die isländische Edda. Wenden wir uns noch diesen zu.
Der miese Loge (=Loki) hat beispielsweise drei entzückende Kinder:
1) Die Todesgöttin Hel (=Göttin der Unterwelt) - an der Fassade jedoch nicht vertreten
2) Die Midgardschlange
3) Der Fenriswolf
Die Midgardschlange ist eine die Welt umspannende Seeschlange, die von den Göttern in das Weltmeer geschleudert wurde. Wenn sie sich vor Zorn aufbäumt, wühlt sie die Wogen auf. Wenn es zur Götterdämmerung kommt, also zum Endkampf zwischen den Riesen und den Göttern, kommt es zu einem Erdbeben und einem Tsunami, in Folge dessen die Schlange an Land gespült wird. Dort versprüht sie ein Gift, das Luft und Meer entzündet. Thor erlegt zwar die Midgardschlange mit seinem Hammer, aber er stirbt selber an ihrem Gift.
Der Fenriswolf erschreckte die Götter durch sein unglaubliches Wachstum, denn er wurde von Tag zu Tag größer, so dass die Götter sich bedroht fühlten und ihn fesseln wollten. Nachdem mehrere Versuche scheiterten, versuchten es die Götter mit einem magischen Faden, der aus lauter Dingen besteht, die es seitdem nicht mehr gibt: dem Atem der Fische, den Bärten der Frauen, dem Speichel der Vögel, dem Geräusch eines Katzentritts. Und dieser Faden hielt! Jedenfalls bis zur Götterdämmerung, also dem Weltuntergang. Jetzt gelingt es dem Fenriswolf, sich von seinen Fesseln zu befreien. Feuer spuckend verschlingt er Odin (= Wotan), bevor er von einem von Odins Söhnen erstochen wird.
Skirnir und Gerda
Skirnir ist Freyrs (= Froh) Freund und Diener und wirbt daher in dessen Namen um Gerda. Die lehnt zwar ab, aber mit Hilfe von Bestechung, Drohungen und Zauberei klappt es schließlich doch noch.
Baldur ist ein Sohn Odins (= Wotan), ein Sonnen- und Vegetationsgott. Weil er von seinem eigenen Tod träumte, forderte seine Mutter von jedem Tier und jeder Pflanze einen Eid, dass es bzw. sie Baldur nicht verletzen würde. Damit war Baldur also unverwundbar. Nur der junge Mistelzweig erschien ihr zu unbedeutend - ein fataler Fehler! Alle Götter beschießen Baldur jetzt zum Spaß mit allen möglichen Dingen, aber nichts passiert, denn Baldur ist ja unverwundbar. Bis schließlich der miese Loki (=Loge) Baldurs blinden Bruder den Mistelzweig als Wurfgeschoss reicht. Und dieser tötet Baldur!
Wotans Wölfe
Und hier noch ein paar Tierchen - finden Sie sie an der Fassade?
--------------------------------------------------------------------------------------------------------Lösung von gestern:
Die Brunnenfigur von Siegfried befindet sich am Richard-Wagner-Platz in der Weststadt. Nördlich davon (jenseits der Seldeneckstraße und der Nördlichen Hildapromenade) heißen die Straßen alle nach Protagonisten aus Wagner-Opern: Rheingoldstraße, Wotanstraße, Siegfriedstraße, Kriemhildenstraße, Guntherstraße, Hagenstraße, Nibelungenstraße, Tristanstraße, Isoldenstraße, Tannhäuserstraße
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