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Von verderbender Unregelmäßigkeit

Zur städtebaulichen u. sozialen Entwicklung von Klein-Karlsruhe, dem so genannten Dörfle

Der Straßengrundriss der ehemals selbstständigen Ansiedlung Klein-Karlsruhe entsprach nicht den barocken Ansprüchen an eine geplante Stadt. Die verlängerten südöstlichen Radialen, die Waldhorn- und die Kronenstraße, zeigten zwar durchaus den funktionalen Zusammenhang sowie die bauliche Verflechtung mit der markgräflichen Residenz; aber „die verderbende Unregelmäßigkeit“ der übrigen Straßen wurde bereits im 18. Jahrhundert bemängelt.

Stadtarchiv 8_PBS_XVI_95


Das ‚wild‘ gewachsene Viertel südlich der Zwerch- oder Querallee, der heutigen Zähringerstraße, entwickelte sich im Westen um die geschwungene Schwanen-, im Norden um die Markgrafenstraße mit der spitzwinkligen Kleinen Spitalgasse (der späteren Entengasse), um die Fasanen-, die Brunnen- sowie im Süden um die Durlacherthorstraße (der späteren Durlacher Straße und heutigen Am Künstlerhaus bzw. Brunnenstraße).


Zudem bot der Baubestand Anlass zu Kritik. Dies war nur zu verständlich, war doch diese Ansiedlung durch die Zuwanderung mittelloser Tagelöhner und Handwerker entstanden, die anfänglich in „Steinbaracken, Bretterhütten, zeltartigen Notunterkünften, sogar Erdhöhlen“ hausten.


Aus Verärgerung über die Eingemeindung des "Dörfles" 1812 verfassten damals Einwohner der Residenz ein Gesuch an die Stadt, da „Klein-Karlsruhe … mit seinem widrigen Winkelwerk und geschmacklosen Gemengsel von allerhand Baracken das traurige Bild einer rohen Anlage“ darstelle. Diesem Missstand könne man abhelfen, indem man dort einen Marktplatz mit Kirche, Schul- und Pfarrhaus sowie zwei zuführende Straßen errichte. Dann würde endlich aus dieser üblen Gegend auch der „Tummelplatz des Unfugs, nächtlicher Exzesse und ekelhafter Unfläterei“ verschwinden (zitiert nach Arthur Valdenaire).

Stadtarchiv 8_PBS_oXIVe_72


Zu dieser Zeit wies das Areal größtenteils ein- bis zweistöckige Häuser auf, die aufgrund der rechtlichen Selbstständigkeit der Ansiedlung unabhängig von Bestimmungen über Art und Maß der Bebauung errichtet worden waren.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzte – nicht zuletzt aufgrund fehlender gesamtstädtisch-einheitlicher Bauvorschriften – eine „wilde spekulative Ausbeutung des Grundes und Bodens ein“, die sich „höchst verderblich“ auswirkte.


Neben vermehrt ausgebauten Hinterhäusern und Seitenbauten erwies sich vor allem die Höhe der Gebäude mit ihren bis zu fünf Stockwerken als sehr nachteilig. Die 1841 geborene sowie in Karlsruhe aufgewachsene Schriftstellerin und Dozentin Anna Ettlinger schrieb in diesem Zusammenhang von „Mietskasernen“. Solche Gebäude seien umgeben gewesen von einem „so genannten Lichthof, das heißt, einem Hof, der weder Luft noch Licht hat und alle schlechten Gerüche aus den ihn umgebenden Hintergebäuden getreulich zusammenhält“. Dieser Missstand wirkte sich umso fataler aus, als im „Dörfle“ nach dem Ersten Weltkrieg durch die Aufnahme Vertriebener aus Elsaß-Lothringen sehr viele Menschen eine Bleibe fanden. So wies dieser Stadtteil – im Vergleich zu dicht besiedelten Quartieren anderer Städte – eine deutlich überdurchschnittliche Bevölkerungsdichte auf.

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Lösung von gestern: Nur die Lösung a) war falsch - b) bis d) hingegen richtig. Der vermeintlich prominenteste Mützenträger der Prinz-Heinrich-Mütze war Helmut Schmidt, der tatsächlich aber eine Helgoländer Lotsenmütze trug, die der „Prinz-Heinrich-Mütze“, da beides Schirmmützen, aber stark ähnelt und deshalb häufig mit ihr verwechselt wird.

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